Nr. 73 – Der Vorsteuerabzug ist kein Geschenk

wordcraft.at / Handelsagenten Spotlight
Das Verbot des Vorsteuerabzugs für PKW war immer schon systemwidrig.

Als besondere Draufgabe war das Vorsteuerabzugsverbot in Österreich mit der Förderung eines in Österreich erzeugten Großraumfahrzeugs VOYAGER verbunden. Die Kriterien, die ein KFZ erbringen musste, damit es sich mit einem möglichen Vorsteuerabzug schmücken durfte, waren lächerlich (hinter der letzten Sitzreihe musste ein imaginärerer Würfel von 50x50x50 cm eingeschrieben werden können) und wurden innerhalb kurzer Zeit auch von anderen KFZ erbracht, die aus dem Ausland kamen. Ebenso gut und mit gleicher Unlogik hätte das Finanzministerium damals gelbe Griffe an den Autotüren vorschreiben können. Tatsache ist, dass auf diese Weise der „Steuer-LKW“ entstand.

Mit einer solchen Entwicklung war auch das vom ehemaligen Finanzminister Androsch anfangs der 80er-Jahre beabsichtigte Zurückdrängen des Imports von PKWs zu Firmenzwecken ad absurdum geführt.

Die Folge war nämlich, dass nach kurzer Zeit Österreichs Straßen mit busähnlichen KFZ übersät waren, die zwar den Vorsteuerabzug ermöglichten, aber einen höheren Anschaffungspreis hatten und für viele Gewerbetreibende von der Größe her die faktischen Anforderungen an einen Firmenwagen erheblich übertrafen. Umweltschutz spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle.

Die Diskriminierung des PKW als betriebliche Anschaffung blieb unverändert bestehen.Nach wie vor ist z.B. der meist kostspieligere Personenaufzug in einem Versicherungsgebäude vorsteuerabzugsfähig, hingegen nicht aber das Firmenauto eines Handelsagenten, mit dem er sein Brot verdient. Obwohl beide Ausgaben unzweifelhaft durch Betriebserfordernis legitimiert sind.

Die Benachteiligung für die kleinen Unternehmer ist noch nicht zu Ende.
Das Finanzministerium hat zwar das Vorsteuerabzugsverbot für KFZ aufgehoben, jedoch nur für E-Autos, die ungeschaut das Doppelte eines „Verbrenners“ kosten und von dem derzeit niemand weiß, wie die Entsorgung und damit der Wiederverkaufspreis aussehen wird, wenn das Ding am Ende ist. Das ist ja auch der Grund, warum sich die Verkaufszahlen solcher Autos im engen Rahmen halten. Bei einem österreichischen PKW-Bestand von rd. 5.000 000 sind insgesamt bloß 100.000 „reine“ E-Autos zugelassen.

Es ist wunderbar, dass genug Milliarden vorhanden sind um alles und jedes zu (unter)stützen. Dass selbst von der EU  Steinkohle und Atomkraftwerke als willkommene überbrückende Energieträger reingewaschen werden. In Zeiten der Not ist offenbar alles möglich.

Ausgerechnet die auf den Kopf gestellte Vorsteuerregel für Firmen-PKW kann angeblich nicht wieder dem sonst für jedes Produkt geltenden Vorsteuerabzug angeglichen werden. Das glaubt doch wirklich niemand!

Der Vorsteuerabzug wäre eine  Überbrückungshilfe wie jede andere.
Nein das stimmt nicht. Sie wäre die erste Überbrückungshilfe, die eine unsystematische Ungerechtigkeit wieder geraderichtet.
Sie muss nun endlich in Form des Vorsteuerabzugs für kleine Unternehmer auch für fossilbetriebene Autos installiert werden – zumindest für die Zeit bis 2035.

 

©walterkrammer(wct)

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