Klima. Einwegpolitik führt in neue Abhängigkeiten

wordcraft.at / Punctum Saliens

Lernen wir nicht aus der Geschichte?

Die vom Ölschock überraschten europäischen Staaten begannen 1974 ½-Jahresvorräte anzulegen, um etwaige weitere Erpressungsversuche der Erdöllieferanten zu unterbinden. Plötzlich musste man sogar das sauteure Luxusöl aus Norwegen in Betracht ziehen. Die Ölkeule traf die Industriestaaten an ihrer empfindlichsten Stelle.

4 Jahrzehnte später ein ähnliches Theater mit dem Erdgas. Die Pipelines, die sich vom Osten nach Europa schlängeln, blieben zusehends leerer.

An einer anderen Front wird die Bevölkerung berechtigterweise unruhig, wenn Schmerzmittel oder Antibiotika in Apotheken wegen Lieferausfalls nicht vorhanden sind.

Wie man sieht, ist es nicht so schwer uns in die Magengrube zu hauen, obwohl wir angeblich zu den reichsten Ländern der Welt gehören.

In allen Fällen zeigt sich die Abhängigkeit der europäischen Volkswirtschaften, die es sich sogar in lebenswichtigen Bereichen so bequem und ökonomisch günstig wie möglich eingerichtet haben. Lesen Sie dazu im Archiv meinen Blog „Ach du süße Abhängigkeit“ aus dem Juni 2022. 

 

In den nächsten Jahrzehnten kommt zu den politischen Problemen noch der Faktor Klimawandel.

Die Wissenschaft gibt der Menschheit 20 – 30 Jahre Zeit die ärgsten Folgen doch noch abzubiegen, sofern man die Energiegewinnung auf erneuerbare Quellen beschränkt. Allerdings gibt es dabei Hürden ohne Ende.

 

Zuerst ein paar Ziele und Bedingungen, die von Klimaschützern als unausweichlich betrachtet werden.

▪ 2050 muss vonseiten der Spezies Mensch alles Erforderliche getan sein die Klimaänderung im Zaum zu halten. Das bedeutet, von den Menschen benötigte und benützte Energie muss aus klimaneutralen, erneuerbaren Quellen stammen.

▪ Die ganze Welt muss mitspielen, aber man kann nicht erst dann anfangen zu handeln. wenn endlich alle tat-sächlich am gemeinsamen Strang ziehen.

▪ Dabei muss in allen Ländern die Einschränkung des Klimawandels (d.h. auf der ganzen Erdoberfläche neue Klimabedingungen zu schaffen) oberstes Gebot sein und vor allen anderen internen Problem rangieren. Anders ausgedrückt, die kleinste Maßnahme im kleinsten Land ist besser als gar keine Maßnahme. „Wir haben nur 0,2% Anteil an der globalen Lösung“ bekommt daher als Argument die rote Karte.

Das ist aber nur ein Teil des Problems.

Auch wenn man einen strategischen Wildwuchs bei der Bekämpfung des Klimawandels vermeiden möchte, darf man aus heutiger Sicht nicht alle alternativen Überlegungen kategorisch verdammen,

Ähnlich wie bei der Pandemie hört man heute ein babylonisches Stimmengewirr der angeblich und tatsächlich Wissenden. Wobei auch sie keine unfehlbaren Propheten sind. Niemand kann den technischen und naturwissenschaftlichen Stand 2050 vorhersagen. Und schon gar nicht, dass zu dieser Zeit „sauberer Strom“ mit Sicherheit für die gesamte Menschheit im ausreichenden Ausmaß vorhanden sein wird.

Es eröffnen sich also die unterschiedlichsten Zukunftsszenarien, mit denen wir rechnen können bzw. müssen:

1.) Der dann ausschließlich klimaneutrale Energiebedarf muss weltweit empfindlich eingeschränkt werden, denn eine solche Energie steht nicht überall und jederzeit zur Verfügung. In diesem Fall bedeutet „ausreichend“ nur mehr einen Bruchteil dessen, was man heute unter diesem Begriff versteht. Mit allen daraus zwangsweise folgenden Konsequenzen.  Durchsetzbarkeit? Sanktionen?

2.) Klimaneutralität der Energie und ihrer Erzeugung wird wegen gravierender Widrigkeiten nicht mehr so genau genommen, besonders weil Wasserkraft, Wind und Fotovoltaik allein bei weitem nicht die komplette Versorgung der Erde oder auch nur eines Landes sicherstellen können. Zurzeit hilft man sich (un)verschämt mit dem Begriff der „Brückenenergie“ (Abstriche von strikten Anforderungen, aber nur für einen beschränkten Zeitraum). Greenwashing (Atomenergie, das Verheizen von Pellets zur Stromgewinnung, Grünes Gas  u.a.) hat schon begonnen, denn die einen haben Atomkraftwerke im Überfluss, anderen ergeht es so mit Autofabriken und Dritte haben von Beidem etwas. Dazu kommt, dass die „verantwortbaren“ Möglichkeiten der Energiegewinnung in allen Staaten höchst unterschiedlich gesehen werden.

3.) Man kombiniert „neue“ klimaneutrale Energieformen, wie z.B. Wasserstoff mit herkömmlichen Einsatztechniken (Wasserstoff + adaptierter Verbrennungsmotor u.a.).

4.) Techniken, die heute nicht einmal noch im Labor getestet werden, lösen das ganze Problem oder wenigstens Teile davon mit einem Schlag. Nicht höchstwahrscheinlich, aber bei der heute erkennbaren Rasanz wissenschaftlichen Fortschritts nicht ganz unmöglich.

Die Aufzählung ist nicht vollständig und jedwede Mischform ist denkbar. Manche Varianten sind nicht markttauglich, weil man zurzeit entweder den gewonnenen Strom nicht speichern kann oder der Transport mit Stromtrassen durch das ganze Land den Wirkungsgrad erheblich vermindert und der Widerstand der Bevölkerung die erforderlichen Baumaßnahmen verhindert. Aus diesem Grund sind manche Stromformen für gewisse Industriesparten nicht sicher genug. Exportländer wie Österreich kommen jedoch ohne Industrie nicht aus. Eine folgerichtige Abwanderung der Betriebe schlüge sofort auf den Wohlstand in unserem Land durch.

Daher:

angesichts dieser Faktenlage ist es eine Frage der praktischen Vernunft sich  a l l e  Optionen der Energieversorgung möglichst lang offen zu halten und keine ausschließlichen Entscheidungen zu treffen, ohne die langfristige technische Entwicklung und jene der geopolitischen Lage in den nächsten 30 Jahren mit einer gewissen Sicherheit abschätzen zu können. Andernfalls sind neue Abhängigkeiten unvermeidbar. Dies auch in dem Bewusstsein, dass auf Dauer eine autarke klimaneutrale Energieversorgung Österreichs unter den gegebenen Verhältnissen ein kaum erreichbares Wunschziel sein wird.

©walterkrammer(wct)

Auf Ihre Meinung sind viele Menschen gespannt!

Mit erwartungsvollen Grüßen
– Ihr Walter Krammer

Walter Krammer Signature

2 Kommentare. Leave new

  • René Stary
    12. April 2023 19:26

    Salve
    Das Problem…. solange wie uns Klimaaktivisten erklären, was wir dürfen und was wir Ihrer Ansicht nicht dürfen, solange mir Politiker erklären, meine Ölheizung (zu der es keine Alternative gibt) wäre „böse“ und ich damit auch, und solange mir irgendwelche Klimakleber erklären weil ich einen SUV (den ich auch brauche) fahre, der nicht elektrisch ist, bin ich der gottgesandte Satan, und keiner von denen schaut nach China, USA oder in dritte Welt Staaten (holla, wo ist der Katalysator) – solange wird sich keine Lösung finden.
    Lösung bedeutet, alle müssen an einem Strang ziehen, und ned nur das MINI-Europa…. das MINI-EU-Europa wird diese Krise nicht lösen…. nicht mal im Ansatz!

    Antworten
  • Andreas Dax
    12. April 2023 10:27

    In Rückblick auf das vergangene Osterwochenende, vor allem den Karfreitag, scheint es so, als dass wir (damit meine ich die Menschheit) momentan keinen Ostersonntag mehr erkennen können. Wir scheinen gefangen in unseren Ängsten: der Atomkrieg als das Ende der gesamten Menschheit, Covid als nur ein Vorgeschmack auf die wiederkommende Pest, die künstliche Intelligenz, die uns alle zunichte machen wird als nur ein Beispiel der ‘neuen’ Plagen Gottes, und natürlich: das Klima, das uns wie in der Hölle rösten wird!

    Ach ja, und ich vergass zu erwähnen, natürlich sind Republiken und Demokratien am Ende, befeuert durch Hass von jedem gegen jeden, mit dem Ergebnis, dass offenbar viele Menschen ihren Glauben und Werte verloren haben.

    Das letzte halbe Jahrhundert – und das kann man zurecht behaupten – war wohl eines der besten das wir als Menschheit je hatten, auch mit dem Preis von Abhängigkeiten den wir dafür bezahlt haben. Warum? Frühere Krisen haben uns gelehrt, aufzuerstehen und mit neuen Technologien aber vor allem Kreativität die Welt wieder ein Stück besser zu machen. Karfreitag – Auferstehung? Die letzte Auferstehung ist ungefähr ein halbes Jahrhundert her. Der nächste Karfreitag hat soeben begonnen.

    Ja wir haben viele Herausforderungen, Klima ist eine davon, bei weitem nicht die wichtigste. Ein Teil der momentanen ‘Finsternis’ ist aber sicherlich eine Folge des grossartigen Erfolges, den wir als Menschheit im vergangenen halben Jahrhundert erzielt haben. Es schreit förmlich nach einer Reinigung. Die meisten von uns können sich an die wirkliche Not des 2. Weltkrieges, und schon gar nicht an die vielen Nöte davor mehr erinnern, sodass nun offenbar die Notwendigkeit besteht, eine imaginäre Not zu konstruieren. Eine lange Periode von Wohlstand und Ruhe führt zu Angst vor etwas Schlimmen. Das ist zutiefst menschlich. Soziale Medien beflügeln uns dabei auch noch, diese Angst im Blitztempo zu verbreiten, und dienen gleichzeitig als Blitzableiter für den einzelnen. Noch dazu bei einer Generation, die von historischen Nöten wie während und nach dem 2. Weltkrieg so weit entfernt ist, um daraus entsprechende Schlüsse ableiten zu können.

    Parallel dazu gibt es natürlich ein paar kluge Köpfe, die sozusagen auf dem ‘sinkenden Schiff’ noch ein wenig Geschäft einbringen möchten: Occidental Petroleum hat kürzlich angekündigt, riesige CO2 Filteranlagen über die Welt zu errichten, um dann später das gut verstaute böse CO2 als Zertifikate an grosse Firmen zu verkaufen, die daraufhin weiter wie bisher agieren können. Eine kleine lustige Pointe auf unserem Weg durch die aktuellen ‘Krisen’….

    Es geht leider nicht anders: wir brauchen u.a. die Angst um das Klima (sowie viele andere Ängste mehr), um zu unserer globalen Auferstehung zu gelangen. Insofern lernen wir intuitiv aus der Geschichte, weil das immer schon so funktioniert hat. Ich bin überzeugt, wir sind am besten Wege in eine florierende Zukunft mit sicherlich neuen Abhängigkeiten, auch wenn dies noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen wird. Aber die Leiden Jesu’ waren ja auch keine Kleinigkeit…

    Antworten

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