Laufen Maschinen in der 32-Stunden-Woche um 25% schneller?
Rechnen Sie mit mir ein angenommenes Beispiel durch.
Die Besatzung einer Druckmaschine kann in 8 Stunden, einschließlich der erforderlichen Umrüstzeiten, 40.000 Bogen Papier bedrucken. In 40 Stunden sind das 200.000 Bogen.
Da die Maschine nicht um 25% schneller laufen kann – sonst würde sie es ja jetzt schon tun – werden in 32 Stunden nur 160.000 Bogen bedruckt und verkauft.
Wenn jetzt auch so mancher Leser mit dem Zuruf „Milchmädchenrechnung“ Einspruch erhebt, bleibt doch das Faktum bestehen, dass die Besatzung bei sorgsamer Beaufsichtigung der Maschine eine gute Leistung „entlocken“ kann, aber nicht plötzlich eine Steigerung um 1 Viertel
Was ist die Erkenntnis?
Ob in der Vergangenheit die österreichischen Mitarbeiter im öffentlichen und privaten Bereich in ausreichender Weise an den Vorteilen besserer Organisationsformen und technisch fortschreitender Produktionsmittel bzw. der Automatisierung beteiligt wurden, ist vermutlich ein Streitfall. In erster Linie ist das die Aufgabe einer funktionierenden Sozialpartnerschaft darauf zu achten.
Wenn die Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung von den Unternehmen nur durch gesteigerte Automatisierung, Digitalisierung oder durch KI-Einsatz wettgemacht werden können, dann kann es sein, dass die Gewerkschaften in bester Absicht einen „Zauberlehrling“ in Gang setzen, den niemand stoppen wird.
Es wird über kurz oder lang nicht nur das selbstfahrende Auto geben, sondern – wie vereinzelt heute schon – auch die „selbstfahrende“ Fabrik. Anfangs werden viele diese Entwicklung angesichts des Arbeitskräftemangels als nicht bedrohlich ansehen. Allerdings lohnt es sich darüber nachzudenken, dass eine solche Entwicklung zweifellos unumkehrbar ist.
Im Licht dieser Aussichten erscheint es auf lange Sicht nicht unwahrscheinlich, dass jene, die sich heute „nicht mehr über ihre bezahlte Tätigkeit definieren wollen“, über die Sozialzuwendungen des Staates werden definieren müssen. Es lohnt sich darüber nachzudenken, ob die Menschen die Bühne der Arbeitswelt freiwillig früher räumen sollen als notwendig.
© walterkrammer (wct) |