1972 wurde die vom Club of Rome beauftragte, vom Massachusetts Institute of Technology erarbeitete und von der Volkswagenstiftung finanzierte Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft unter dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“ veröffentlicht.50 Jahre später sind die Auswirkungen des prognostizierten, mutmaßlich vom Menschen mit-herbeigeführten Klimawandels nicht zu leugnen. Während der engagiert geführten Debatte über den möglichen oder tatsächlichen Anteil unserer Spezies an dieser Entwicklung ist auch eine Menge wertvoller Zeit verstrichen. Heute wird prophezeit, dass die „Erderwärmung“ im Laufe des Jahrhunderts um etwa 1,5 bis 2 Grad nur durch höchste Anstrengungen gebremst werden kann. Wenn überhaupt.
Unabdingbare Änderungen
Es ist also gar nicht verwunderlich, dass sich die mit der menschlichen Mobilität und Warenlogistik befassten Branchen (wie z.B. die Autobauer) behände einer umweltverträglicheren Technik zuwandten. Nicht zuletzt deshalb, weil die Politik in den entwickelten Staaten das Verbrennen fossiler Energieträger zum Antrieb von privaten oder öffentlichen Verkehrsmitteln ab 2035 nicht mehr zulassen will. Allerdings mit dem Versprechen, dass ausreichend saubere Energie aus regenerierbaren Quellen zur Verfügung stehen werde. Zweifler dringen nachdrücklich darauf auch den Weg für Alternativen wie Wasserstoff oder E-Fuel gleichrangig offenzuhalten. Immerhin leben z.B. in Deutschland 2 Mio Personen direkt oder mittelbar vom Auto.
Nach der digitalen kommt die Energierevolution
Derzeit ist der Anteil der E-Cars gemessen am jeweiligen Gesamtbestand der PKWs eines Landes in Europa relativ gering. Als VW das erste Elektroauto auf den Markt brachte, hatte Tesla schon rund 1 Mio dieser Autos verkauft.Es ist auch noch nicht entschieden, ob das Auto der Zukunft die Eigenschaften haben soll, wie sie derzeit von den Verbrennerautos verlangt und geboten werden, oder ob es ein „Smartphone auf Rädern“ werden wird, wie die Teslaautos scherzhaft genannt werden. Davon werden auch die Preise abhängig sein.In China, wo z.B. VW erhebliche Verluste an Marktanteilen hinnehmen muss, werden heute schon E-Autos verkauft, deren Preise massiv unter dem Niveau europäischer „Elektriker“ liegen. Die ersten Reaktionen der EU sind Importe aus China zu behindern. Keine wirklich brauchbare Idee, weil damit auch der Zutritt der europäischen Erzeuger zu einem 1,5 Milliarden Markt gefährdet würde.
Konsumenten sind verunsichert, werden aber für große Stückzahlen gebraucht
Wie sich der E-Automarkt in Europa bis 2030 abspielen wird, hängt zweifellos davon ab, zu welchen Preisen die jeweils unterschiedlichen Funktionen des Firmen- oder Privatautos auf E-Basis angeboten werden, wie der Gebrauch (Laden, Wartung, Reparaturen) organisiert wird, was der Strom kostet aus unterschiedlichen Bezugsquellen (private Steckdose, Ladestationen etc.) und welche Preise man für das E-Car auf dem E-Gebrauchtwagenmarkt (der sich erst bilden muss) wird erzielen können. Die deutschen Zahlen sind nicht gerade ermutigend, sind doch nur 2% des Bestands E-Autos. Wobei man sich als Autokäufer dem E-Auto kaum versuchsweise nähern kann. Zum Unterschied vom Verbrenner gibt es eben keine billigen „gebrauchten E-Studentenautos“, jeder Versuch, ob Kauf oder Leasing, kostet richtig Geld.
Ein deutscher Fachjournalist meinte, E-Autos, wie sie d e r z e i t dem Markt zur Verfügung stehen, seien Produkte „für die Wohlhabenden in den Außenbezirken“.

Dr. Mag. Gerald Hollaus, Stellvertretender Gremialobmann der Wiener Handelsagenten, hält diesen Sager für überzogen.
„Die Zögerlichkeit des Marktes
in Bezug auf Elektroautos ist die natürliche Reaktion in Zeiten großer technischer Umwälzungen. Zum Beispiel das Produkt einer gängigen Automarke durch ein aktuelles Folgemodell zu ersetzen braucht keine großartigen Abwägungen. Das Auto kennt man und die paar Neuigkeiten erfreuen und rechtfertigen den etwas höheren Preis. That’s it. Aber ein E-Car hat einen eigenen Charakter, der vom Nutzer eine neue Einstellung zum Thema der eigenen Mobilität verlangt und dafür ein merkbar anderes Mobilitätsgefühl bietet. Natürlich müssen die wirtschaftlichen Bezugsgrößen stimmen“
E-Mobilität verlangt eine ehrliche Überprüfung des eigenen Bedarfs
Hollaus hat bereits viele Beratungsgespräche mit E-Car-Interessenten hinter sich. Die Eigenschaften der herkömmlichen Verbrennermodelle sind nicht 1:1 mit E-Cars zu vergleichen. Denken Sie an die vielen Pendler, die zwischen Auto und öffentlichem Verkehrsmittel wählen können. Beide erfüllen den Zweck die Arbeitsstelle zu erreichen, haben aber unterschiedliche Vor- und Nachteile hinsichtlich Ökonomie, Komfort, Zeitaufwand oder Sicherheit. Man kommt also um die Abwägung nicht herum.
Dasselbe gilt für die Frage: noch einmal einen Verbrenner oder schon E-Car?
Um generell die Sinnhaftigkeit eines Elektroautos für den eigenen Bedarf zu ermitteln, gilt es emotionslos die eigenen Wünsche im täglichen Gebrauch zu analysieren. Die Situation jedes Interessenten ist anders. Was sich auf die Anforderungen hinsichtlich Reichweite, Treibstoffkosten, Häufigkeit von Tanken/Laden auswirkt. Selbstverständlich gibt die Wirtschaftlichkeitsrechnung einen wesentlichen Hinweis. Der Rest ist die Bedeutung des persönlichen Verlangens mit modernster Technik unterwegs zu sein.
Ein paar Hausaufgaben müssen noch gemacht werden
Die Elektromobilität bedarf spezieller Rahmenbedingungen, die heute beträchtliche Herausforderungen für den Nutzer, die Wissenschaft, die Wirtschaft, den Staat und die Gesellschaft darstellen. Auf Sicht scheint sie unabdingbar. Besonders, wenn sich die Verwendung fossiler Brennstoffe aus bekannten Gründen tatsächlich als Sackgasse herausstellt. Die Optionen Wasserstoff und E-Fuel wird man eher Flugzeug, Schiff, Schwerverkehr und Industrie zuordnen müssen.
Wissen S i e schon, wann Sie strommobil sein werden?
©walterkrammer(wct) |