Nr. 17 – Schon wieder – autofreie Innenstadt

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Die „Autofreie Innenstadt“ feiert fröhliche Urständ. Der einzige Unterschied zur Vision der nach einem halben Jahr zurückgetretenen Stadträtin Birgit Hebein besteht augenscheinlich darin, die Autos, die es dennoch wagen in den 1. Bezirk einzudringen, automatisch zu fotografieren und deren Besitzer zu strafen, wenn sie sich nicht blitzartig in einer Garage verkrochen haben.

Zeitungsberichten zufolge (Die Presse, Kurier) wollen Bezirk und Stadt Wien noch 2021 überprüfen, ob dieser Plan zu verwirklichen ist. Steht doch dem Wunsch nach Überwachung der Fahrzeugbewegungen im 1. Bezirk noch die derzeitige Fassung der Straßenverkehrsordnung (STVO) im Wege. Wie sicher die Zustimmung der Verkehrsministerin zu den gewünschten Änderungen sein wird, weiß niemand.
Jedenfalls gelten sie dann in ganz Österreich. So mancher Bürgermeister oder Stadt-Säckelwart könnte der neuen Einnahmequelle mit funktionsbedingter Freude entgegenfiebern. Was die Datenschützer dazu sagen, wird man ja sehen.

Die Überwachung der zu beschließenden Einschränkungen ist zwar spannend, aber nicht das Wichtigste. Die Besucherautos zusammen mit den PKWs der Wohnbevölkerung haben nicht genug Raum innerhalb des Rings. Das ist das Problem!
Offensichtlich ist aber die Autobenutzung für viele Leute sommers und winters berufstauglicher, zeitsparender, praktischer, bequemer und/oder den körperlichen Mobilitätsmöglichkeiten des Einzelnen zumutbarer als zu Fuß, mit dem Rad oder mit Öffis in der Stadt herumzukurven. Manche Aufgaben sind heute überhaupt nur mit dem Auto zu lösen!

Aus Erfahrung kennt Obmann Rupprecht den manchmal verzweifelten Lieferverkehr.

Selbstverständlich muss es auch in diesem sensibelsten Teil des Wiener Straßennetzes geeignete und möglichst individualisierte Fortbewegungsmittel für den Geschäfts- und Servicebetrieb (auch die Handelsagenten), für Familienerfordernisse, für behinderte und kranke Menschen, für den Kulturbetrieb, für Gastronomie und Unterkünfte u.v.a.m. geben. Das klingt kompliziert und ist es auch. Wenn man so will, ist eine Lösung mit der Apothekerwaage gesucht.
Bevor man die Autos hinausstraft braucht es ein bedarfsorientiertes, auf Fakten beruhendes Verkehrs- und Bewegungskonzept, das nicht einfach nur in die alten Schuhe vergangener Verkehrsmodelle steigt. Sondern die Nutzung dieses Raums unter Berücksichtigung verschiedenster ausgewogener Anforderungen erlaubt . Auch wenn man weiß, dass es die berühmte eierlegende Wollmilchsau nicht gibt: die Autovertreibung wird nur funktionieren, wenn wirkungsvolle innovative Ideen und Techniken einen entsprechenden Ersatz bieten und die verschiedenen Nutzergruppen einbezogen werden. Parkgaragen, wie die in Bau befindliche Garage Neuer Markt (Bild unten) müssen eine zentrale Rolle spielen. (z.B. als Ausgangspunkte für wendige Innenstadt-Caddies).

Obmann Rupprecht: „Die Garagen werden neue strategische Aufgaben übernehmen“

Die Rolle der Innenstadt für den Arbeitsmarkt, für das Steueraufkommen, für die Branchenvielfalt, als Kulturzentrum, als Anziehungspunkt für den wichtigen Tourismus u.A. muss mitgedacht werden, wenn man ein klagloses Mobilitätssystem neuer Art installieren will. (Will man?)
So erfreulich es ist, dass die Innenstadt jährlich Millionen Fremde begeistert, ist sie dennoch nicht vorrangig Urlaubsort.
Gesamtheitliches Ziel ist die Innenstadt zum lebendigen, pulsierenden Zentrum einer mitteleuropäischen Millionenstadt zu machen, das weder den Bewohnern noch Wirtschaft und Kultur die Luft abschnürt.

©walterkrammer(wct)

 

 

 

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