NR. 41 – Österreich braucht ein „Energiebarometer“

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Die Klimafrage

In den nächsten 20 – 30 Jahren wird es niemand geben, der sich damit nicht auseinandersetzen muss. Einfach weil jeder unverhandelbar betroffen sein wird. Im Mittelpunkt der jetzigen Diskussion steht eine Idealforderung der Klimaschützer: die jeweils verwendete Energieform muss eine immer wieder erneuerbare Quelle haben und sowohl die Gewinnung, wie auch alle Umstände des Gebrauchs und der Entsorgung dürfen Klima und Umwelt nicht negativ beeinflussen. Dieser Anspruch gilt natürlich in allen 200 Staaten der Erde und – ganz wichtig – für alle Lebensbereiche. Wie Bauen, Wohnen, Ernährung, Industrie, Handel, Gewerbe, Verkehr … usw.

Im Out sind also alle „giftigen“ Restbestände nach Gewinnung, Herstellung, Ge- bzw. Verbrauch von Energie, alle Schadstoffe , die dabei frei gesetzt werden und die Erwärmung der Atmosphäre vorantreiben(z.B. CO2) und – fast logischerweise – alles, was gegen einen radikalen Naturschutz verstößt. Na, da fällt einem nur ein: Sonne, Wasserkraft, Windkraft und Erdwärme. Die Sache mit dem Wasserstoff bewegt sich vorläufig noch  im Forschungs- und Versuchsstadium und mit einigen anderen Ideen, wie das Speichern von großen Elektrizitätsmengen, ihre nahezu verlustlose Beförderung  über weite Strecken, radikale Verbesserung von Batterien etc., kämpft die Wissenschaft vermutlich noch Jahrzehnte.

Eile tut not

Das Erreichen der Klimaneutralität für Österreich ist für spätestens 2040 (also in 18 Jahren) geplant. Nicht weil die technische und gesellschaftliche Erzielbarkeit für dieses Datum faktenbasiert errechnet wurde, sondern weil die Erwärmung der Atmosphäre ungebremst voranzuschreiten droht.

Zusätzliche  1,5 bis 2 Grad  werden schon beträchtliche Veränderungen auf unserer lieben Erde auslösen. Der Fachautor Frank Schätzing schreibt in seinem Buch WAS, WENN WIR EINFACH DIE WELT RETTEN  (2021 Kiepenheuer& Witsch), dass der Anstieg des Meeresspiegels um nur 1m, weltweit eine Fläche von ca. 2 x Österreich überfluten und damit 180 Mio. Menschen obdachlos machen würde. Das Zillertal muss sich deswegen keine Sorgen machen, aber die EU hat eine Meeresküstenlänge von 125.000 Km, rechnet man UK und Norwegen dazu sind es 200.000 Km. Einige vom Wasser Vertriebene werden auch ins Zillertal strömen.

Es brennt also der Hut, die Erderwärmung oder eben ihre Bremsung ist ein ziemlich heftiges Problem. Ich bin kein Klimaforscher, kein Physiker, kein Geologe. Mein Wissen beziehe ich wie die meisten der Leser aus Zeitungen, Büchern, TV, Internet und Aufrufen der Politik.

Im Juli 2020 hat Spotlight unter dem Titel ALLES STROM- ODER WAS? berichtet, dass derzeit Österreich  jährlich (lt. Statistik Austria) etwa 1100 Petajoule an Energie verbraucht. Der Verbund (Österreichs Energie)  meldet zugleich die Erzeugung von etwa 270 PJ  Strom, von dem wieder 75% aus erneuerbaren Energiequellen stammen (z.B. Wasserkraft).

Wir legen demnach einerseits etwa  210 PJ   n a c h h a l t i g  erzeugten Stroms auf die Waage, andererseits leisten wir uns  jährlich für all unsere Bedürfnisse den 5fachen Verbrauch von Energie. Heute wird die Differenz aus Stromimporten (nur 1/4 davon  ist Atomstrom), Erdgas, Erdöl usw. gedeckt. Die politische Vorgabe bedeutet aber, dass am Ende des Weges alle (dzt.) 1100 PJ  nachhaltige Energiequellen haben müssen. Diesen Umstieg haben alle Länder vor sich und die Befürchtung ist verbreitet, dass das nicht funktionieren wird.

„Grüner Atomstrom“ und „Grünes Erdgas“

Wen wundert es also, dass quasi als Retterin  in der Not, die Kommission den Einfall gebar, Atomstrom und Erdgas ebenfalls als nachhaltige Energie anzuerkennen. Offenbar ist auch Fachleuten klar, dass Europa nicht nur von Sonne, Wind und Wasser betrieben werden kann. Da wird es wohl auch Pfui-Energie und  persönliche Einschränkungen geben müssen? Schon heute wird das große E-Auto (SUV, Geländefahrzeug, Sportwagen) vom VCÖ unter Beschuss genommen und seine Förderung kritisiert (8.1.22 ORF Online). Die aus der Hüfte geschossene Ankündigung von Autoerzeugern nur mehr E-cars zu produzieren, kann (besonders während der Übergangszeit) ganz ordentlich ins Auge gehen.Jedenfalls wurde die Entscheidung in den 13 EU-Ländern, in denen Kernkraftwerke stehen, mit Beifall honoriert. Kommt es so unerwartet, dass Frankreich im Wahljahr seine Atomreaktoren weder einstampfen kann, noch will? Auf jeden Fall scheint dadurch zumindest die Gefahr europaweiter Blackouts etwas reduziert.

Zweifellos  setzt  die offizielle Anerkennung von Atomstrom und Erdgas als nachhaltige Energiequellen eine gewaltige Steigerung von staatlichen Fördermöglichkeiten und von Investorengeldern in Gang. In der EU  laufen derzeit 106 Reaktoren, Frankreich deckt 70% seines Strombedarfs durch Kernkraft. Deutschland schaltet gerade 3 Kernkraftwerke ab und die restlichen 3 zu Jahresende. Dafür haben die Deutschen die Beruhigungspille „grünes Erdgas“ bekommen , wenn sie schon Kompetenz und Einfluss auf dem Atomstrommarkt ins Klo gespült haben.  So versteht man auch die politische Wichtigkeit von Nordstream. Noch lange kiefeln müssen sie an dem Problem den Strom aus den nördlichen Windparks nach Bayern zu bringen, wo er am meisten gebraucht wird.

Schlussfolgerung

Es steht  außer Zweifel, dass dem Verhalten der Bevölkerung zur Erreichung des Klimaziels entscheidende Bedeutung zukommt. Da braucht’s erheblich mehr verantwortungsvolle Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz als beim Impfen.

Weil es eben nicht angeht, dass jeder X-Beliebige, wie im Fall COVID 19, irgendwelche Behauptungen und Zahlen öffentlichkeitswirksam verbreitet, damit man sie nach Bedarf für die Vermeidung von Einschränkungen nutzen kann, die einen selbst betreffen. Oder um damit  die öffentliche Meinung in eine genehme Richtung zu drängen.

Wie das Virus wird auch die Erderwärmung überhaupt keine Rücksicht auf getürkte Definitionen oder menschliche Befindlichkeiten und Ausreden  nehmen. Da kann nur mit echter Münze bezahlt werden.

Die Anregung des vorliegenden Beitrags ist die Veröffentlichung eines für jeden Staatsbürger verständlichen Österreichischen Energiebarometers  (1x pro Quartal) durch z.B. die Akademie der Wissenschaften.

Es soll Auskunft geben über die jeweils letzten Entwicklungen von

1) den verbrauchten verschiedenen Energiemengen aller Verbrauchssparten      (z. B. wie viel Strom im Verkehr, wie viel Diesel in der Landwirtschaft…..) 

2) der Erzeugung der verschiedenen Energiemengen in Österreich                   

3) den Importen  der verschiedenen Energiemengen                                             

4) den Exporten  der verschiedenen Energiemengen                                             

5) relevanten allgemeinen Kennzahlen

Ziel ist jedem Einwohner unseres Landes die bis dahin erfolgten Fortschritte bzw. Defizite gegenüber einem genau definierten Zeitplan des Klimaschutzprozesses ungefiltert vor Augen zu führen. Die Kontrolle über die Effizienz von Verantwortlichen und ihren Maßnahmen wird dadurch schlagartig erhöht. Es geht dann nicht um Beliebtheit, sondern um Fakten.

So  wird es Wirtschaftstreibenden aller Branchen erheblich leichter gemacht werden die richtigen ökonomischen Entscheidungen für die Zukunft ihrer Betriebe  u n d ihrer Mitarbeiter zu treffen.

©WalterKrammer(wct)

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