Es gab Zeiten, da kam Kunst noch vom Können. Handwerk noch von einem Werk, das mit der Hand oder mithilfe einfacher Maschinen vollbracht wurde. In diesen und ähnlichen Bezeichnungen schwangen die Fähigkeiten mit, die für die erfolgreiche Führung eines Unternehmens erforderlich waren. Firmen, die den Inhabern eine lebenslange Existenz sicherten.
Am Ende seines Arbeitstags schilderte mir vor kurzem ein Techniker, der im Auftrag seiner Kommune die in sein Fachgebiet fallenden Arbeiten abzunehmen hat, dass er wegen bedeutender Mängel auf keiner der tagsüber 7 überprüften Baustellen die fachgerechte Durchführung habe bestätigen können. Darüber hinaus sei das angetroffene Personal schlichtweg inkompetent gewesen. In den meisten Fällen gab es eine lange Kette von Subunternehmen.
Statistisch gesehen war sein Arbeitstag wahrscheinlich ein Ausreißer. Betroffen macht die Geschichte aber doch.
Treibt das Konsumenten in den Pfusch?
Die im Zusammenhang von den Medien verbreiteten Nachrichten verwirren.
Die Arbeitslosigkeit ist unter den gegebenen Umständen gering – Unternehmer klagen zugleich über den Mangel an Fachpersonal.
Wenn die Fachkräfte nicht arbeitslos sind und zugleich aber auch zu wenige in Beschäftigung stehen, wo sind sie dann?
Gibt es sie nicht, haben alle den Beruf gewechselt , sind sie in die Pension geflüchtet oder verstorben?
Wie will unsere Volkswirtschaft das Problem bewältigen, wenn es erst eine echt boomende Hochkonjunktur gibt?
Wie lang geht das denn schon, dass aus einer großen Zahl berufsbildender Schulen offensichtlich bei weitem nicht genug exzellente Facharbeiter / Fachkräfte herauswachsen und wer tut etwas dagegen? Andererseits räumen österreichische Lehrlinge bei internationalen Bewerben verdientermaßen jedes Mal die Preise ab.
An den Einkommensmöglichkeiten wird es wohl nicht liegen. Mein junger Gesprächspartner , mit absolvierter Meisterprüfung, ist mit einer Akademikerin verheiratet, deren Gehalt unter seinem liegt.
Da stellt sich sofort die Frage, werden junge Akademikerinnen zu schlecht bezahlt oder wissen die Eltern bei der Berufswahl ihrer Kinder zu wenig über die Verdienst- und Aufstiegschancen von Facharbeitern Bescheid? Vielleicht stimmt beides.
Auf dem Laufenden gehaltene Ausbildungsstandards, die mit Wissen angereicherte berufliche Präsenz und die Bemühung um eine breit gestreute Kompetenz auf allen Ebenen sind für unsere Gesellschaft und für jeden Einzelnen mehr denn je von lebenserhaltender Bedeutung.
Viele haben das schon erkannt.
Was nämlich Hoffnung gibt, ist der Umstand, dass die Weiterbildungsinstitute und – initiativen (ich denke z. B. an das WIFI) boomen. Auch in der Wirtschaftskammer und in den Fachgruppen wird alles mobilisiert, um den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, mit erschwinglichem finanziellen Aufwand das vorhandene berufliche Wissen und die unternehmerischen Fertigkeiten zu steigern.
Gerade im Detail zeigt die Kammer jetzt ihre Stärke. Kommt ihren Aufgaben im Bereich der kleinen Unternehmen nach. Wunder kann sie begreiflicherweise keine wirken, auch wenn Kammergegner das immer wie eine Selbstverständlichkeit fordern.
Im Gremium der Handelsagenten endet im März eine Reihe von 8 Workshops mit verschiedenen Themenfeldern aus der Berufswelt der Mitglieder. Gleich danach geht es mit 3 exzellenten Spezialseminaren weiter (präsentiert von dem den Seminarbesuchern bestens bekannten „Digitalisten“ Christian Haberl und seinen Kollegen). Die Nachfrage ist enorm. Die Teilnehmer erachten die Seminare als sehr hilfreich und speziell auf den Berufsstand zugeschnitten. Die Einladungen folgen demnächst. Aber sie können schon den 19.5., den 9.6. und den 30.6. reservieren.
Wir leben in einer schwierigen Zeit, einschließlich eines unfassbaren Krieges in Europa.
Vor allem aber Globalisierung und Digitalisierung haben nicht nur das Ranking der führenden Industrieländer durcheinander gebracht. Jedem einzelnen Bewohner Europas wurde unmissverständlich vor Augen geführt, dass die damit verbundenen herausfordernden, ja grundlegenden Veränderungen, die wir bisweilen erfreut, andererseits auch mit Unbehagen zur Kenntnis nehmen müssen, keine vorübergehenden Modeerscheinungen sind. Ein Zurück gibt es nicht.
Der Übergang in die neue Ordnung, die im Entstehen ist, schafft Unsicherheit und auch ein wenig Angst. So lang, bis jeder wieder eine Position in seiner Lebenswelt gefunden hat, mit der er sich auskennt und möglichst gut zurande kommt. Ohne die dazu passenden politischen, gesellschaftlichen, sozialen und individuellen Anstrengungen wird das nicht zu machen sein. Das sollte jeder verstehen und darauf gefasst sein.
© walter krammer (wct)