Nr. 57 – Einzelkämpfer oder Kooperation?

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Handelsagenten Spotlight

 

Die letzte Zeit zeigt, dass diese Frage nicht nur Privatpersonen oder Unternehmen betrifft, sondern auch Staaten. In der Antike schon mussten Könige überlegen, ob sie sich, auf die eigenen Kräfte vertrauend, auf eine militärische Auseinandersetzung  einlassen oder sich mit anderen Fürsten zusammentun wollten.

Wie auch heute lagen die Bedenken u.a. im Umfang des Vertrauens und dass am Ende  die angestrebte Beute mit den anderen geteilt werden musste.

In seinem Drama Wilhelm Tell hat Friedrich Schiller beide Auffassungen zu Wort kommen lassen. Einmal sagt Tell selbst „Der Starke ist am mächtigsten allein“ und Stauffacher, der vom Vogt der Habsburger schlecht behandelt wird, meint drohend „Verbunden werden auch die Schwachen mächtig“. In Äthiopien kursiert ein Sprichwort „Wenn Spinnen vereint weben, können sie einen Löwen fesseln“.

Der Ukrainekrieg hat die festgefügten Ansichten der Skandinavier bezüglich Bündnisfreiheit ins Wanken gebracht. Und zwar überraschend schnell. In der Not waren sie bereit unter das Dach der Nato zu flüchten. Was sicher keine einfache Entscheidung war, wenn man bedenkt, dass in westlichen Ländern die demokratische Zustimmung der Bevölkerung von grundsätzlicher Bedeutung ist.

Wir wollen uns aber lieber dem Geschehen auf ökonomischer Ebene zuwenden. Natürlich war es immer schon so, dass sich Menschen „zusammengetan“ haben, um wirtschaftliche Ziele zu erreichen. Wenn auch das Sprichwort mit den Spinnen übertrieben erscheinen mag, ist es dennoch verständlich, dass gebündelte Kräfte wirksamer sind als das, was ein Einzelner an Wirkung erzielen wird.

Ich höre förmlich den Einwand der Leser, dass es wohl „darauf ankomme“.
Richtig.
Das ist ja auch das Problem. Hier nur ein paar Gedanken, die  sofort auftauchen.

Sind die ins Auge gefassten Partner vertrauenswürdig und zwar auch in schwierigen Situationen und in jeder Hinsicht?
Ist es leicht eine gemeinsame Zielsetzung zu finden …….. und dann auch konsequent zu verfolgen? Auch wenn dadurch die eigenen Ziele verwässert würden?
Man  k a n n  die anstehenden Entscheidungen nicht allein fällen, aber man m u s s  auch die Entscheidungen nicht allein treffen.
Die Kosten werden geteilt, aber auch ein allfälliger Gewinn.
Die Partner bevorzugen unterschiedliche Arbeitsweisen, die oft nicht zusammenpassen.
Man kann unterschiedliche Begabungen und verschiedenes Expertentum unter einen Hut bringen und ist dadurch stärker als die Konkurrenz.
Was, wenn sich das  Risikobewusstsein der Partner unterscheidet?.
Herrscht Übereinstimmung darüber, für wie lange diese Zusammenarbeit angelegt ist?
Wie kommt man aus einer solchen Verbindung wieder heraus, wenn man nicht damit zufrieden ist?
Wie eng soll die Beziehung sein? Die Firmenpartnerschaft und der Beitritt zu einem Verein ist ja nicht dasselbe.

Ich bin überzeugt, dass Ihnen entweder aus Erfahrung oder einfach bei näherer Überlegung noch manche Vorteile und Stolpersteine einfallen. Es ändert aber nichts daran, dass sich in geopolitischer Hinsicht oder aus besonderen Umständen mancher Branchen die Vorstellung mehr zusammenzurücken heute eher aufdrängt, als ein paar Jahre zuvor.
In diesem Zusammenhang weise ich auf die in der Wiener Kammer bestehende Kooperationsbörse hin.

Mein Beitrag soll dem ökonomischen Einzelgänger keineswegs seine Berechtigung nehmen und nicht dazu dienen Kooperationen um jeden Preis ungeprüft zu empfehlen. Selbst wenn Sie alles auch juristisch genau prüfen lassen, bleibt ein Risiko, das Ihnen niemand abnehmen kann.
Andererseits wären soundsoviele Start-ups nicht möglich, wenn nicht – vor allem junge Leute – sich auf die Gemeinsamkeit des wirtschaftlichen Handelns einlassen würden.

©walterkrammer(wordcraft.at)
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