Die kursierenden Umfrageergebnisse bezüglich Politik und Wirtschaft kann man nicht als erfreulich bezeichnen. In der Politik hängt die Beurteilung natürlich vom Standpunkt des Betrachters ab. Erfreulich, wenn „die eigene Seite“ dazugewinnt. Ist das Gegenteil der Fall, bleibt nur die Option Hoffnung. Gesamthaft gesehen, dominiert bei den Befragten aber unübersehbar die Unsicherheit. Wunder ist das keines.
Bei Corona sind die sommerlichen Infektionszahlen beträchtlich, die Spitäler sind aber nur mäßig von Coronakranken belegt. Die Infizierten erleben hauptsächlich „nur“ eine Grippe. Insofern haben die Impfungen vermutlich geholfen. Was der Herbst bringen wird, weiß niemand wirklich. Der Gesundheitsminister versichert jedoch vorbereitet zu sein.
Mit dem Ukraine-Krieg können wir schlecht umgehen. Seit 1945 (also fast 80 Jahre lang) hat es derartiges in Europa nicht gegeben (wenn man von den Aufständen in den Warschauer Paktstaaten vor 1989 absieht und den Auseinandersetzungen auf dem Balkan). Bedeutender Faktor ist auf jeden Fall, dass es sich bei der aktiven Kriegspartei um eine Atommacht handelt und der sich als Schutzmacht verstehende Westen wegen des Schützlings keine atomare Eskalation riskieren kann und will. Von einheitlichen Positionen der führenden Parteien in den EU-Ländern ist demzufolge keine Rede und ob die Bevölkerungen die jeweiligen Entscheidungslinien ihrer Regierungen und Parlamente im Ernstfall in naher Zukunft (weiter) mittragen wollen und werden, bleibt abzuwarten.
Nicht überraschend hat dieser Krieg auch in ganz Europa die prinzipiellen Standpunkte zum Thema Energie- und Klimawandel durcheinandergeworfen und die Regierenden hektisch Umschau halten lassen, wo man in der Geschwindigkeit brauchbaren und vor allem „grünen“ Ersatz herbekommen kann. Findet man keinen, werden halt kurzerhand Atomenergie und Erdgas als „grün“ angesehen..
Dass der energiepolitische Schulterschluss mit Russland, gegen den angesichts des ökonomischen Vorteils niemand im Westen erinnerlich angetreten ist, sich im Konfliktfall als arges Hindernis erweist, ist peinlich, aber wahr. Allerdings beschleunigen nun die Abscheu vor der „russischen Abhängigkeit“ u n d die sichtbare Auswirkung des Klimawandels die einschlägigen Bemühungen der EU mit einer Art Doppelschub. Beides muss rasch gehen. Die Folgen werden zweifellos für die europäische Bevölkerung spürbar sein.
Dennoch ist den Umfragen zufolge ungefähr die Hälfte der befragten Österreicher in wirtschaftlicher Hinsicht nicht pessimistisch. Genauere Untersuchungen werden zwei nicht allzu überraschende Ergebnisse bringen. Einerseits, dass die jeweiligen Erfolgsaussichten branchenabhängig sind und andererseits von der individuellen Situation der Familie oder des jeweiligen Betriebs bestimmt werden. .
Experten weisen in dieser Situation dem Optimismus von allen Menschen die eine wirtschaftsrelevante Rolle spielen (z.B. als Konsumenten, als Angestellte oder Selbständige, als Investoren, auch als Bezieher von Tranferleistungen etc) eine wesentliche Bedeutung zu. Sie sind es, die das Geld im Umlauf halten…
Wir stehen vor mehreren komplexen Problemen und brauchen Zusammenhalt und eine positive Einstellung in schwierigen Zeiten. Zusammenhalt im Betrieb, in unserer Stadt, in unserem Land, in unserem Europa.
„Wenn die Wölfe kommen, hält man die Herde zusammen.“
©walterkrammer(wct)
krammer@wordcraft.at