Nr. 88 – Wer liebt schon seine Fehler?

wordcraft.at / Handelsagenten Spotlight

Juni  2023  


Die Kritikflut an allem und jedem hat gefühlsmäßig zugenommen.
Es handelt sich häufig nicht um eine auf Fakten beruhende Auseinandersetzung mit einem Zustand, einer Aktivität oder einer Unterlassung. Der Schwierigkeitsgrad des zu lösenden Problems ist für viele Kritiker offenbar auch ohne Bedeutung. Ihnen genügt es mit dem Ergebnis nicht einverstanden zu sein.

Der Umstand, dass heute vorliegende Informationen zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht existierten, die Beurteilung auch durch Fachleute höchst schwankend oder eine spätere Entwicklung trotz aller Bemühungen nicht vorherzusehen war, werden lustvoll ignoriert. Besonders in den Echokammern der sozialen Medien herrscht eine raue Vernichtungswut.
Eine vor allem dem Filter des Hausverstands unterworfene Diskussion würde der Gesellschaft guttun.

Die Unvollkommenheit ist ein fixer Bestandteil unseres Lebens.

Auch wenn wir nicht philosophisch werden wollen, wissen wir, dass kein Mensch fehlerlos handeln kann. Es geht also darum, dass wir von bestehenden Erfahrungen und allgemeinen Erkenntnissen, von Standards und Normen, Übereinkünften und Zielsetzungen nicht zu weit abkommen wollen. Einfach, weil es uns schadet. Wir wollen keine Fehler machen.
Und weil wir uns ungern selbst wehtun, erkennen wir die Fehler anderer schneller als unsere eigenen. Obwohl es in unserem Interesse besser wäre (siehe oben) aus unseren Fehlern zu lernen als sie zu kaschieren.

Es steht fest. Um unsere Fehler kommen wir nicht herum. Aber wie gehen wir damit um?

„Den Forschern zum Thema Fehlerkultur geht es um einen konstruktiven Umgang: in der Schule um das Lernen aus Fehlern, in Unternehmen und Non-Profit-Organisationen um einen produktiven Umgang mit Fehlern und um das innovative Lernen. Das Spektrum optimalen Verhaltens reicht von der Fehlervermeidung und der Akzeptanz von Belehrungen bis hin zur Fehlerfreundlichkeit“. (Wikipedia)

Manche der geschätzten Leserinnen und Leser werden sich als engagierte Unternehmer auf den ersten Blick zur Liebe zu den Fehlern nicht durchringen können.

So wie man den Schmerz nicht liebt. Der Schmerz hat aber eine großartige Funktion. Er sagt uns, dass irgendetwas in unserem Körper nicht stimmt, dem man nachgehen muss, um größeres Übel zu vermeiden.

Der gute, alte Cicero soll sinngemäß gesagt haben, dass jeder Mensch irren kann. Blöd ist nur, wer in diesem Irrtum dauerhaft verharrt. Eh klar.

Der Auftrag an uns selbst ist also gemachte Fehler zu analysieren (woher sie kommen, wie sie ablaufen und sich auswirken), dann einen Lösungsansatz zu finden, wie man sie vermeidet und weiter vorausschauend ähnliche Situationen im Unternehmen aufzuspüren, bei denen bis jetzt glücklicherweise nix passiert ist.

Ursache und Wirkung spielen bei der Fehlereinschätzung die größte Rolle.

Mit der Ursache wird man so schnell nicht fertig sein. Wissenslücken, Informationsmangel, fehlende Aufmerksamkeit, Genauigkeit und/oder Motivation, Müdigkeit, Stress…etc. Nehmen Sie ein Blatt Papier und vergegenwärtigen Sie sich ein paar Fehlersituationen, die Sie unmittelbar betroffen haben. Dann schreiben Sie auf, was (nicht wer!!) aus heutiger Sicht die Ursache gewesen sein kann. Wenn bestimmte Ursachen mehrmals vorkommen, schenken sie ihnen in Zukunft größere Aufmerksamkeit.
Manche Fehler sind unauffällig, nur ärgerlich und in Wirklichkeit unbedeutend. Aber auch sie haben das Potential sich bei passender Situation zur mittleren Katastrophe auszuwachsen. Andere wieder sind geeignet richtigen Schaden anzurichten, an dem man vielleicht gerade noch vorbeigeschrammt ist.
Gefährlich ist es die Reaktionen einer Umwelt nachzuahmen, die gemachte Fehler gern herunterspielt. Kann sein, dass den Superlässigen noch nie etwas passiert ist – aber nicht allen Menschen gelingt es „zwischen den Tropfen zu gehen“.

Worauf wirk(t)en sich noch gut erinnerliche Fehler vornehmlich aus?

Auf Umsatz, Ansehen, Einkaufskonditionen, Gewinn, Marktbeherrschung, Vermögen, Gesundheit, Beziehungen …? Möglicherweise stellen Sie fest, dass es nicht die „großen“ Ursachen waren, die jene Felder gefährden, welche für Sie persönlich am bedeutendsten  sind.

Was also ist die Erkenntnis?

Fehler an sich sind keine Katastrophe, wenn man daraus lernt.
Sie sollten nicht zur Gewohnheit werden.
„Zuerst denken, dann handeln“ ist ein hervorragendes Prinzip.
Es ist vorteilhaft Defizite, die Sie bei der Ursachenforschung herausgefunden haben, so schnell wie möglich zu schließen.
Die Beziehung zwischen den immer wiederkehrenden Ursachen und ebensolchen Auswirkungen gehören untersucht. Was können Sie verbessern?

Fehlermanagement hilft Ihnen ein lebensfroher Mensch zu sein.

©walterkrammer(wct)

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