Auch 2030 wird es in Österreich einen Energiebedarf geben.
Über weite Strecken wird er unter dem Gesichtspunkt der Klimarücksicht anders aussehen als heute. Unter der Annahme, dass Anzahl und Lebensstil der Bevölkerung und Umfang der österreichischen Wirtschaft sich im üblichen 10-Jahresschnitt verändern werden, sind zwar kräftige Verschiebungen bei den Energieträgern wahrscheinlich – aber ich zweifle daran, dass der Bedarf w e s e n t l i c h reduziert sein wird.
Darüber, wie viel wir 2020 / 2021 an Energie verbraucht haben, gibt die Statistik Austria Auskunft. Sie bringt jedes Jahr eine Energiebilanz heraus über das Vorjahr. Das tut sie seit vielen Jahren. Der Bilanz kann man entnehmen, wie viel Gas, Öl, Kohle, Holz, Elektrizität usw. benötigt wurde. Auch, was davon Importe waren oder welchen Anteil erneuerbare Energie lieferte (z.B. Wasserkraft, Windkraft etc).
Ebenso zeigt die Statistik wer oder was (Produktionsbetriebe, Landwirtschaft, Verkehr, privater Verbrauch etc.) welche Art dieser Energie verbraucht hat.
Im Jahr 2021 waren es insgesamt 1.121 Petajoule.
Mit Absicht will ich Sie nicht mit Detailzahlen überhäufen. Sie werden sehen, dass es für unsere Überlegungen unerheblich ist, ob der Bedarf 10% kleiner oder größer sein wird.
Entscheidend ist, von welchem Energieträger (Gas, Öl, Kohle, Holz, Elektrizität usw.) die verschiedenen Abnehmer (also wieder Produktionsbetriebe, Landwirtschaft, Verkehr, privater Verbrauch etc.) mehr oder weniger brauchen als heute. Welche Energiemengen Österreich dann immer noch importieren muss und wie groß der Anteil aus (möglichst heimischen) regenerierbaren Quellen sein wird.
Beispiele: wie werden 2030 die derzeit 400.000 gasbeheizten Wohnungen in Wien im Winter gewärmt? Wird sich der tägliche Transport von Personen und Waren in ganz Österreich anders aufteilen als heute und wie verschiebt sich dadurch der Anteil der heute im Einsatz befindlichen Energieträger? Vielleicht brauchen wir ganz neue? Wo kommen die dann her? Inwieweit ist dafür technisch und logistisch vorgesorgt? Von dieser Art von Fragen gibt es ein paar hundert.
Es geht nicht nur um die Energieträger selbst, vielmehr auch um die rechtzeitigen Investitionen. Schienenwege und rollendes Material für die Bahn, Wärmedämmungen in den bestehenden Gebäuden, Verlegung von Leitungen für Strom, Fernwärme, Erdwärme durch das ganze Land.
Die Wahrheit ist, dass Österreich energietechnisch insgesamt zu einem ganz erheblichen Teil umgekrempelt werden muss. Und das auf breiter Front. Jetzt wissen Sie, wieso 10% auf oder ab nicht das prioritäre Problem sind.
Für die Bevölkerung wäre es wichtig annehmen zu dürfen, dass hinter diesen vorhersehbaren und notwendigen Umwälzungen bereits ein fertiger und tatsächlich umsetzbarer Plan steht. Welchen Gesamtbedarf an Geld werden die erwähnten Investitionen bis 2030 haben? Wer zahlt das und wer wird die Arbeit leisten? Wo sind die Fachleute? Ob die angeregten Schnellsiedekurse im Bundesheer Österreich retten werden? Wo sind die Investitionspläne im öffentlichen und privaten Bereich? Wer übernimmt die Gesamtorganisation dieses Jahrhundertprojekts?
Welche aufeinander abgestimmten legistischen Vorbereitungen hat Frau Minister Zadic schon getroffen? Welche in der Zeit bis 2030 wirksamen Koordinationsanstrengungen und über bedrucktes Papier hinausgehenden Vorbereitungen gibt es im Ministerium von Frau Minister Gewessler? „Fürchtet euch nicht, im Winter wird’s nicht kalt“ wird nicht reichen.
Auch die restliche österreichische Verwaltung sollte längst in der Lage sein auf Knopfdruck ihren Beitrag zu leisten. Eine Vorbereitung der Bevölkerung auf die 8 kommenden Jahre ist überhaupt nicht zu erkennen. Und nicht zuletzt werden sich die Mitglieder des Parlaments schleunigst um wichtigere Dinge kümmern müssen als in Chats zu stöbern.
Mit Nachdruck ist von den Verantwortlichen eine klare detaillierte Zieldefinition 2030 zu fordern. Dazu das Zahlenwerk und den Zeitplan mit den einzelnen Schritten auf allen Ebenen (Bund, Länder und Gemeinden).
Parallel dazu braucht es eine überprüfbare laufende öffentliche Darstellung, ob wir im Plan sind oder wie groß die Abweichung ist und welcher Plan B im Notfall verfolgt wird.
©walterkrammer(wct)
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Salve
Solange ich mir vom Amt beim „Versuch“ der Beantragung einer neuen Windkraftanlage anhören darf: „Die Installation paßt nicht ins Gesamtkonzept der Umgebung“ – wirds mit der Energiewende nix!
Und bei mir ist vor mir eine Autobahn (mit Schalschutzmauer), hinter mir ein Bürohaus (mehrstöckig), links neben mir der Parkplatz des Bürohauses und rechts neben mir ein Wohnhaus ohne Fenster auf der Rückseite. Die Windkraftanlage wäre kein Probeller sondern ein neues Röhrensystem gewesen…. sieht aus wie eine dicke Stange.
Ich würde mir völlig unpolitisch Leute mit PRAKTISCHER ERFAHRUNG und am Besten kein Hochschulstudium in der Politik wünschen….. dann würde es wahrscheinlich auch klappen.